DIE ARCHITEKTEN
Fritz Schupp und Martin Kremmer lernten sich 1916 in Karlsruhe kennen und verbrachten einen Teil ihres Studiums gemeinsam. 1922 beginnt ihre berufliche Zusammenarbeit, zunächst spezialisieren sie sich auf Landhäuser und Villen und später auf den Industriebau.
Fritz Schupp
*22.12.1896 ✝01.08.1974
Nach dem Abitur 1914 begann er direkt sein Studium. 1917 - 1918 leistete Schupp als Techniker im Baubüro I der Firma Krupp seinen Kriegsersatzdienst und gegen ende des Jahres kann er sein Studium abschließen. Außerdem lernt er Friedrich Wilhelm Schulze Buxloh (stellvertretender Leiter der Phönix Zechen) kennen, seinen späteren Gönner und Mentor. Zusammen erarbeiten sie im Ruhrgebiet viele Industriebauten.
Im Juni 1926 heiratet Fritz Schupp und 1929 wird sein Sohn Dieter geboren der später bis zu seinem tragischen Tod 1963 ebenfalls im Architekturbüro Schupp mitarbeitete. Außerdem zieht das frisch verheiratete Paar nach Berlin. Das Büro in Essen wird zu diesem Zeitpunkt geschlossen und erst mit dem Auftrag für den Schacht XII von Zollverein 1927, wiedereröffnet. Den Auftrag erhielten die Architekten durch Schupps Gönner Schulze Buxloh. Erst 1934 zieht auch die Familie Schupp wieder zurück nach Essen.
In den Nachkriegsjahren baut Schupp vermehrt Eigenheime für Freunde und Bekannte, die ihr Heim durch den Krieg verloren haben. Erst später ist das Büro Schupp am wiederaufbau beteiligt. In den 50er Jahren nimmt Schupp einen Lehrstuhl an und beginnnt 1951 als Honorarprofessor an der TU Hannover zu arbeiten.
1972 tritt Fritz Schupp in den Ruhestand ein.
Martin Kremmer
*07.08.1895 ✝Mai 1945
Kremmer begann 1915 sein Studium, direkt nachdem er erfolgreich sein Abitur abgelegt hat. Im Oktober 1916 trat er freiwillig seinen Militärdienst an und setzte anschließend sein Studium fort. 1919 machte er ein Praktikum im Architekturbüro Slavisberg und Schmitthenner in Berlin. Dort beschäftigte er sich vor allem mit Siedlungsbau und Landhausbau. 1921 konnte Kremmer sein Studium in Berlin Charlottenburg mit Auszeichnung beenden. Schon im August selbigen Jahres begann er bei seinem Freund Schupp in Essen zu arbeiten. 1923 zog er jedoch zurück nach Berlin und das Büro erhielt einen zweiten Standort. 1925 nahm KRemmer einen Lehrauftrag an einer privaten Baugewerbeschule in Berlin an.
1930 heiratet Kremmer. 1941 beschließt das Ehepaar eine Tochter zu adoptieren. Zwei Jahre später adoptieren sie noch einen Sohn.
Als im Mai 1945 Russland in Berlin einmarschiert kommt Kremmer ums leben.
Das Büro
1922 bis heute
1922 beginnt die Zusammenarbeit von Schupp und Kremmer. Zunächst konzentrieren sich die jungen Architekten auf den Entwurf und Bau von Landhäusern und Villen. Damit konnten beide schon während und auch kurz nach dem Studiumabschluss Erfahrungen machen. Schupp erhielt durch seinen Gönner Schulze Buxloh bereits 1918 seinen ersten Auftrag in der Industrie und durfte ein Nebengebäude für die Zeche Holland entwerfen.
1926 kamen dann die Werkstätten der Zeche Nordstern dazu. Nebenbei beschäftigten sich die Architekten noch mit einem Schullandhaus und einem Wettbewerb der Martin Luther Kirche in Erfurt.
Mit dem Umzug von Kremmer nach Berlin im Jahr 1923 bekommt das Büro einen zweiten Standort. Als 1926 auch Schupp und seine Ehefrau aus Essen nach Berlin ziehen hat das Büro nur noch einen Standort in Berlin.
1927 erhält das junge Architekten Team den Auftrag für den Schacht XII der Zeche Zollverein in Essen durch den Gönner Schupps Schulze Buxloh. Aufgrunddessen wird in den Jahren 10927 - 1930 der zweite Standort des Büros in Essen wiedereröffnet. In der Zwischenzeit entstehen Entwürfe für Kirchen in Dahlem und Niederschönenweide, außerdem auch Kriegsdenkmäler.
1932 wird schiließlich Schacht XII auf Zollverein fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Die Familie Schupp bleibt weiterhin in Essen. Fritz Schupp betreut Umbauten und Erweiterungen der Wohn und Verwaltungsgebäude der Firma Carl Still, dieser wird ein langjähriger Auftraggeber des Büros.
1938 wird ein dritter standort in Gleiwitz, Oberschlesien gegründet. Aufgrund der guten Auftragslage wird das Büro zum Kriegswichtigen Betrieb ernannt, weshalb die Mitarbeiter nicht in den Wehrdienst eintreten mussten.
Von 1949 bis 1972 baute Schupp einige weitere Industriebauten im Ruhrbegiet, das letzte Bauwerk ist der Hochofen Schwelgern in Duisburg-Hamborn.
Nachdem Schupp 1972 in den Ruhestand ging übernahmen seine langjährigen Mitarbeiter das Büro, das auch heute noch in Essen tätig ist.[1]
Die Ästhetik
von Schupp und Kremmer
"Die Maschine ist der Ausgangspunkt für das neue Schönheitsempfinden geworden. (...) Die Form des Industriebaus kann daher nicht Ausdruck einer veränderten Geschmacksrichtung sein, sondern der eines völlig neuen Geschehens."[2]
(Fritz Schupp und Martin Kremmer)
"Einheitlich angewandt, bindet [der Klinker] durch seine Farbtönung die baulichen Anlagen zusammen. In das Vielerlei von Gebäuden verschiedener Zweckbestimmung und verschiedener Größe vermag der Klinker Geschlossenheit und Ruhe des Gesamteindruckes zu bringen"[3]
(Fritz Schupp und Martin Kremmer)
"Von Bedeutung für die Eisenfachwerkarchitektur wird die gute Proportionierung der Gefache sein: es scheint wünschenswert, daß diese unter sich geometrisch ähnlich sind (...) Das bedeutet Rückkehr zu einer Proportionierung der Außenwand nach mathematischen Gesetzen, wie sie früher die 'Fassadenarchitektur' zu üben pflegte." [4]
(Fritz Schupp und Martin Kremmer)
"Wir müssen erkennen, daß die Industrie mit ihren gewaltigen Bauten nicht mehr ein störendes Glied in unsere Stadtbild und in der Landschaft ist, sondern ein Symbol der Arbeit, ein Denkmal der Stadtm das jeder Bürger mit wenigstens ebenso großen Stolz dem Fremden zeigen sollm wie seine öffentlichen Gebäude." [5]
(Fritz Schupp)
QUELLEN
Abb. Fritz Schupp aus: media.essen.de
Abb. Martin Kremmer aus: BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 16
[1]BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 15ff
[2]SCHUPP, Fritz | KREMMER, Martin, 1929. Architekt gegen oder und Ingenieur. Berlin: W. & S. Loewenthal, S.3 | Abb. aus: SCHUPP, Fritz | KREMMER, Martin, 1929. Architekt gegen oder und Ingenieur. Berlin: W. & S. Loewenthal, S.6
[3]SCHUPP, Fritz | KREMMER, Martin, 1929. Architekt gegen oder und Ingenieur. Berlin: W. & S. Loewenthal, S.18 | Abb. aus: red-dot-design-museum.de
[4]SCHUPP, Fritz | KREMMER, Martin, 1929. Architekt gegen oder und Ingenieur. Berlin: W. & S. Loewenthal, S.22 | Abb. aus:
[5]SCHUPP, Fritz | KREMMER, Martin, 1929. Architekt gegen oder und Ingenieur. Berlin: W. & S. Loewenthal, S.68 | Abb. aus: