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ZOLLVEREIN IM WANDEL DER WAHRNEHMUNG

 

Durch den Wandel der äußeren Einflüsse um Zollverein Schat XII, hat sich auch die Wahrnehmung auf die Zeche selbt verändert. Zu den äußeren Einflüssen gehören zum einen sozial-gesellschaftliche Aspekte zum anderen der städtebauliche Kontext.

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"Durch die Abstraktion von der werktätigen Belegschaft wird aber der Platz des Heroen dieses Ensembles von den Arbeitern abgezogen und frei für die abstrakte Darstellung des Unternehmens selbst."[1]

(Thorsten Scheer)

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"Die Zollvereinzechen liegen ohne erkennbare Ordnung als große bauliche Industrie-komplexe in der Landschaft. Zusammen mit der schier unendlichen Geraden der Köln-Mindener Eisenbahnlinie, den technisch geformten Berghalden und den schnurgeraden Arbeiter-koloniensignalisieren sie den Einbruch des Industriezeitalters in die ländliche Idylle."[2]

(Ingrid Krau)

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Der Bergbau "hat nicht nur alle Bauernhöfe aufgekauft, sondern ist auch Arbeitgeber für die meisten der 22.000 Einwohner."[3]

(Ingrid Krau)

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"Die Zeche stellte eine teils positiv, teils negativ verstandene ästhetische Provokation dar. Für die Unternehmsensleitung war die Ästhetik der Moderne Ausdruck des Fortschritts, für die Bergarbeiter war die kühle und machtvolle Geste der Architektur direkter Ausdruck des Wegrationalisierens der Arbeit und der Arbeitsintensivierung."[4]

(Ingrid Krau)

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"Erst durch die Denkmalwerdung hat Zollverein XII den widersprüchlichen Zustand überwunden. Die Repräsentationsfunktion des Ensembles als Symbol der Ökonomie wird obsolet und ist damit frei geworden für die Besetzung mit kulturellen Werten. Diese vermögen der Architektur ein lebendiges Gesicht zu verleihen und machen sie heute zu einer begehbaren Skulptur."[6]

(Thorsten Scheer)

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Die "textlich unkommentierte Abbildung der (...) Zeche Zollverein 12 in der Nachbarschaft zu einem HJ-Musterheim und einer NS-Schulungsburg in Werner Durths Aufarbeitung der NS-Vergangenheit deutscher Architekten von 1986" führte ebenso zu einer falschen Wahrnehmung, wie die "bildliche Darstellung der Zeche Zollverein in der propagandistischen Veröffentlichung von Gerdy Troost über das 'Bauen im Neuen Reich'."[5]

 

(Wilhelm Busch und Thorsten Scheer)

Wahrnehmung von Zeitzeugen

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"Nein, auf die Zeche gehe ich nicht, war ja auch schmutzig, schwer, man hat das ja gehört."[6]

(Klaus Adamsky)

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Die Erinnerungen an das Kriegsgefangenenlager auf Zollverein sind bei Heinrich Seidel nicht verblasst. Der heute 83-Jährige wurde in Katernberg geboren und lebte in der Nachbarschaft der Zeche. „Manchmal, wenn ich besonders früh wach war, so gegen 5.30 Uhr am Morgen, konnte ich hören, wie die Gefangenen aus dem Lager in Richtung Schachtanlage 4/5/11 nach Katernberg zur Frühschicht gingen“, erzählte Heinrich Seidel während der Enthüllung der Gedenktafel. „Sie trugen Holzschuhe an den Füßen, das monotone Klacken war sehr laut. Ich erinnere mich aber nicht, sie jemals abends gehört zu haben, wenn sie zurückkehrten. War ich dann abgelenkt, haben andere Geräusche sie übertönt? Haben sie solange gearbeitet, dass ich schon längst im Bett war? Das sind Fragen, die ich mir heute stelle.“[7]

(Heinrich Seidel)

Er vermisst den Zollverein: "Wir waren hier wie eine große Familie", sagt er. In seiner freien Zeit zieht es Spahn zu der stillgelegten Zeche zurück: "Man kannte hier ein paar Schleichwege", gesteht er.[8]

(Heinz Spahn)

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Man war füreinander da, denn "Kumpel heißt Kumpel". Für ihn war und ist das eine Lebenseinstellung: "Ich sag heute, der Bergbau geht, das Wort Kumpel bleibt." Umso wichtiger ist es ihm, dass mit der Ernennung der Zeche zum Weltkulturerbe auch das Erbe seiner Kumpel gewahrt wird. "Das war keine Arbeit", sagt er ernüchtert. "Das war Maloche."[9]

(Heinz Spahn)

QUELLEN

[1]BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 79 | Abb. aus: img.waz.de

[2]BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 87 | Abb. aus: ruhr-bauten.de

[3]BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 87 | Abb. aus: img.wp.de

[4]BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 87  | Abb. aus: rheinische-industriekultur.de

[5]BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 11  | Abb. oben aus: tip-berlin.de | Abb. unten aus: red-dot-design-museum.de

[6]BUSCH, Wilhelm | SCHEER, Thorsten, 2002. Symmetrie und Symbol. Die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer. Essen: Verlag der Buchhandlung Walther König, S. 80 | Foto von: Frauke Fischer

[6]ADAMSKY, Klaus. in: "In die Fußstapfen des Vaters" - zeitzeugen-portal.de | Abb. aus: SCHUPP, Fritz | KREMMER, Martin, 1929. Architekt gegen oder und Ingenieur. Berlin: W. & S. Loewenthal, S.5 

[7]SEIDEL, Heinrich. in: "Gedenktafel für die Opfer der Zwangsarbeit im Ruhrbergbau. Stiftung Zollverein erinnert an die dunkle Seite des Bergbaus" - zollverein.de | Abb. aus: gelsenzentrum.de

[8]SPAHN, Heinz. in: "Schicht im Schacht: 30 Jahre Schließung der Zeche Zollverein" - dw.com | Abb. aus:

[9]SPAHN, Heinz. in: "Schicht im Schacht: 30 Jahre Schließung der Zeche Zollverein" - dw.com | Foto von: Moritz Mentges - Unsplash

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